Wie es um die digitalen Kompetenzen in europäischen Städten bestellt ist und welche Weichen es zukünftig zu legen gilt, das war am 23. Februar Thema der Abschlusskonferenz des Erasmus+-Projektes „Digital City Experts“ bei uns am Zentrum für Digitale Entwicklung in Westhausen.
Seit 2020 ist das ZDE Koordinator im Projekt „Digital City Experts“ (DCEx), das von der Europäischen Kommission im Programm ERASMUS+ gefördert wird. In diesem Projekt haben die Expert*innen des ZDE gemeinsam mit Partnern aus Finnland, Schweden, Italien und Österreich Materialien und Strukturen für die Weiterbildung zum Thema Digitalisierung in europäischen Klein- und Mittelstädten entwickelt.
Georg Würffel, Prokurist am ZDE, blickt auf den Projektzeitraum zurück: „Durch DCEx haben wir sehr viel gelernt, sowohl über den Stand der Digitalisierung bei uns in Deutschland, als auch in den anderen europäischen Ländern. Da gibt es, gelinde gesagt, deutliche Unterschiede bei den Entwicklungsständen. Wir haben alle noch viel Arbeit vor uns, sehen aber auch, dass aktuell vieles angestoßen wird, das in die richtige Richtung geht.“
Das Projekt endet im Jahr 2023 und am 23. Februar fand nun die Abschlusskonferenz statt. Eingeladen waren insgesamt 200 Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Kommunen. Die Keynote-Präsentation hielt Professor Markus Weinberger von der Hochschule Aalen. In seinem Vortrag ging er der Frage nach, ob die Vision „Metaverse“ für Kommunen zukünftig relevant sein könnte. Adrian Groche, technischer Leiter am ZDE, referierte anschließend zum Thema „Künstliche Intelligenz“ und wie die Voraussetzungen für einen erfolgreichen und vor allem sicheren Einsatz im kommunalen Bereich aussehen. Live aus Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam war der finnische Geschäftsführer Harri Ketamo zugeschaltet. Als Gründer des Unternehmens „HeadAI“ ist er ein weltweit gefragter Analyst, der mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz große Datenmengen nutzbar macht. Welchen Nutzen diese Art Analyse für die Nachhaltigkeit von Städten und Regionen haben kann, das zeigte Ketamo im Rahmen der Konferenz eindrücklich auf.
„Wir wollten zum Ende des Projekts unbedingt noch einmal mit denjenigen Menschen in den Austausch gehen, die für die Digitalisierung der Kommunen von zentraler Bedeutung sind“ sagt Johannes Röder, am ZDE für das DCEx-Projekt mitverantwortlich. „Das sind zum einen die Umsetzerinnen und Umsetzer aus den Verwaltungen, und zum anderen die Politiker*innen, die für die zukünftigen Rahmenbedingungen zuständig sind. Mit ihnen wollten wir unsere Projektergebnisse teilen und eine konstruktive Diskussion anstoßen. Leider war die Resonanz in den deutschen Verwaltungen nicht so groß wie bei unseren europäischen Nachbarn, die unserer Einladung gefolgt sind.“ Schlussfolgerung seitens der Organisator*innen: Die Digitalisierung genießt in vielen kleinen und mittleren Kommunen in Europa seit Jahren eine hohe Priorität, in Deutschland fängt diese Entwicklung erst langsam an. Gerade im Aufbau von Smart City- und Digitalkompetenzen hinken Verwaltungen von mittleren und kleinen Städten hierzulande noch hinterher. Das mussten die Partner in den fünf Projektländern im Projektverlauf immer wieder feststellen.
Nichtsdestotrotz verbucht das Team die Konferenz als vollen Erfolg. „Die Vorträge waren hochinteressant, wir haben wieder viel gelernt und es ist schade, dass so viele Kommunen sich diese spannenden Diskussionen haben entgehen lassen“ sagt Pasi Hellsten, der an der finnischen Universität Tampere für DCEx zuständig ist.
Am Rande der Konferenz besuchten die Projektteilnehmer als Kulturprogramm die Überreste des Raetischen Limes bei Rainau. „Zum Glück ist diese Grenze Geschichte. Und dass Europa noch ein Stück näher zusammenrückt, daran arbeiten wir mit vollem Einsatz“ sagt Johannes Röder.
Ein weiteres, auf die Ergebnisse von DCEx aufbauendes Projekt mit stärkerem Fokus auf die praktische Umsetzung ist derzeit in Planung, auch hier wird das Team des ZDE beteiligt sein.